Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie
Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004
Ravaglis Untersuchung zeigt die bedeutende Rolle, die die Anthroposophie im gesellschaftlichen Diskurs der wilhelminischen Ära und der Weimarer Republik zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte. Sie dokumentiert, in welcher Form sich die militant-konservativen und rechts-revolutionären Kreise der damaligen Zeit von der Anthroposophie absetzten. Dadurch ergibt sich ein völlig neuer Blick auf die frühe anthroposophische Bewegung.
Ist Rudolf Steiner in die völkische, die alldeutsche oder deutsch-nationale Bewegung einzuordnen? Diese Behauptung wird von manchen Autoren aufgestellt, die Steiner als „deutschen Chauvinisten“, als „Befürworter des Imperialismus“, der „Rassenhygiene“, ja als „Esoteriker des Nationalsozialismus“ zu denunzieren versuchen.
Die vorliegende Untersuchung stellt die Kampagnen und Intrigen dar, die vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Machtergreifung der NSDAP 1933 aus dem rechtskonservativen bis rechtsextremen politischen Spektrum gegen die Anthroposophie inszeniert wurden. Die bedeutendsten völkischen und nationalistischen Verbände der Kaiserzeit und der Weimarer Republik gehörten zu den erklärten Feinden der Anthroposophie. Lorenzo Ravagli rekonstruiert den fundamentalen Gegensatz zwischen der Anthroposophie und jeder Art von völkischer Bewegung.
Der zweite Teil des Buches vermittelt einen Einblick in die weltanschaulichen Konflikte innerhalb der theosophischen Bewegung und arbeitet die grundlegenden Differenzen zwischen dem von Guido von List konzipierten „Arianismus“ bzw. der „Ariosophie“ und der Anthroposophie Rudolf Steiners heraus. Dabei wird deutlich, dass ein erheblicher Teil der theosophischen Gegner der Anthroposophie aus Anhängern der völkischen Bewegung bestand, die versuchten, die humanistischen und menschheitlichen Ziele der Anthroposophie für ihre gruppenegoistischen Ziele zu vereinnahmen und diese vehement bekämpften.
Ravagli trägt erstmals viel neues Material zur völkischen Esoterik zusammen, arbeitet inhaltliche Unterschiede zur Anthroposophie heraus, beschreibt die völkisch-motivierten Angriffe auf die Anthroposophie und Rudolf Steiner und zeigt, dass Anthroposophen von vielen völkischen Gruppen als Gegner betrachtet wurden, da die Anthroposophische Gesellschaft als jüdisch unterwandert, freimaurerisch und international vernetzt galt.
Ravagli, Lorenzo: Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie. Verlag Freies Geistesleben. Stuttgart 2004.