Anthroposophie und Rassismus
Ein Beitrag aus der Goetheanum-Leitung: Peter Selg, Constanza Kaliks, Justus Wittich und Gerald Häfner
Die Frage nach dem Umgang Rudolf Steiners, der Anthroposophen und der anthroposophischen Institutionen mit Fragestellungen des Rassismus und der Rassendiskriminierung, der Fremdenfeindlichkeit und der Intoleranz ist nach einem « genozidalen » Jahrhundert und angesichts extremer Ungleichheiten in der gegenwärtigen Welt sehr berechtigt. Rassismus, Rassendiskriminierung, Missachtung und zudem die Ausbeutung und Zerstörung der Lebensgrundlagen und des Lebens des Anderen und der Anderen bilden in der Gegenwart gewaltige Herausforderungen. Daher ist es wichtig und richtig, zu hinterfragen, welche Position Anthroposophen dazu beziehen.
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Auf der anderen Seite kann nicht übersehen werden, dass die Frage nach dieser anthroposophischen Position seit vielen Jahrzehnten – und in letzter Zeit wieder verstärkt – nicht aus Erkenntnisinteresse in der Öffentlichkeit aufgeworfen wird. Sie ist vielfach Teil eines polemischen Diskurses, einer Diffamierung Rudolf Steiners, der anthroposophischen Institutionen und der Anthroposophie selbst. Dass Rassismusvorwürfe als « unwiderlegbares moralisches Totschlagargument » (Ballard) benutzt werden, ist seit langem bekannt. Indem Rudolf Steiner, die Anthroposophie oder die anthroposophischen Initiativen damit assoziiert werden, sind sie gesellschaftlich stigmatisiert und marginalisiert. Differenzierte Stellungnahmen und sorgfältig erarbeitete Buchmonografien von anthroposophischer Seite haben an dieser Situation bis heute nichts geändert;[1] sie gewinnen nicht annähernd die Öffentlichkeit und Verbreitung der plakativen Vorwürfe.
All dies sorgt für eine erhebliche Irritation, auch unter Menschen, die den anthroposophischen Tätigkeiten prinzipiell mit Interesse und Wohlwollen gegenüberstehen – sowie unter den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft selbst. In Anbetracht dieser Situation entschlossen wir uns zur Niederschrift eines Beitrages, der beiden Aspekten der Gesamtfragestellung – dem inhaltlich-berechtigten und dem strategischen Aspekt – zu entsprechen sucht. Wir entwickeln nachfolgend geschichtliche und ideelle Zusammenhänge in skizzenhafter Form, die uns für eine individuelle Beurteilung der erhobenen Vorwürfe von Bedeutung zu sein scheinen. Wir umreißen aber auch die Aufgabe und Herausforderung der Anthroposophischen Gesellschaft und der anthroposophischen Institutionen in einer Welt, die von Ungerechtigkeit und Diskriminierung gekennzeichnet ist. Die entschiedene Zurückweisung wahrheitswidriger Aussagen und Unterstellungen innerhalb einer publizistischen Auseinandersetzung ist sinnvoll und notwendig; die selbstkritische Hinterfragung der eigenen Haltung zum Ausmaß der Ungerechtigkeit in der Welt – sowie des eigenen Beitrags zu ihrer Überwindung – erscheint uns jedoch ebenso von Bedeutung zu sein. Nur durch beides entsteht unseres Erachtens eine Entwicklung zur Zukunft, auch innerhalb der anthroposophischen Zusammenhänge selbst.
1. Geisteswissenschaftlicher Humanismus und Zivilgesellschaft
Rudolf Steiner hat mit der Anthroposophie die Grundzüge einer Wissenschaft des Geistes ausgearbeitet und in den öffentlichen Diskurs eingebracht. Wir sind der Ansicht, dass der heutigen Zivilisation die Anerkennung und Praxis einer solchen Wissenschaft fehlt und dass der Ansatz Steiners das Potential hat, Wege aus dem vorherrschenden Reduktionismus zu bahnen.
Das sehr differenzierte Menschenbild, das Rudolf Steiner öffentlich vertrat, und sein Begriff der Menschenwürde und der menschlichen Entwicklungsfähigkeit erscheinen uns von grundlegender Bedeutung für eine moderne Gesellschaft zu sein. Rudolf Steiner hat einen ethischen Individualismus entwickelt, der an die Stelle kollektiver Normen treten kann. Er hat Prinzipien neuer Sozialgemeinschaften beschrieben und eine globale Ethik in Verantwortung vor der menschlichen und natürlichen Mitwelt ausgearbeitet. Diese Beiträge Steiners halten wir für wesentlich für die bedrohte Zukunft von Menschheit und Erde.
Als methodisch wegweisend und zukunftsfähig sehen wir auch Steiners gesellschaftspolitische Positionen und zivilgesellschaftliche Initiativen an, die er gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts konzipierte und umzusetzen versuchte. Sein bedingungsloses und aus heutiger Sicht außerordentlich weitblickendes Engagement gegen jeden Patriotismus und Nationalismus, gegen Rassismus und Antisemitismus, « Eugenik » und Sozialdarwinismus und für den Aufbau einer demokratischen Zivilgesellschaft sind in den letzten Jahren werkgeschichtlich in Umrissen aufgearbeitet und in ihrer Bedeutung dargestellt worden.[2] Nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs warben Steiner und seine MitarbeiterInnen für ein umfassendes Reformprogramm zur Entflechtung ökonomischer, staatlich-politischer und geistiger Interessen und Lebenssphären (« soziale Dreigliederung »), eine Konzeption und Initiative, die heute mit geschichtlichem Abstand angemessen beurteilt und gewürdigt werden kann.[3] Dieser Entwurf einer freiheitlichen, demokratischen und sozialen Zivilgesellschaft setzte sich nicht durch, aber hat unseres Erachtens noch immer eine hohe Aktualität.
Auch die von Rudolf Steiner und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von 1912 bis 1925 aufgebaute Anthroposophische Gesellschaft bedeutet einen wichtigen Modellversuch in der Zivilisationskrise des 20. und 21. Jahrhunderts. Das ambitionierte Konzept einer freiheitlichen, dialogisch orientierten und sozial initiativen, länder- und kulturübergreifenden, weltweit handlungsfähigen Sozietät konnte in der Lebenspraxis bis heute nur mit Abstrichen umgesetzt werden. Dennoch arbeiten viele Menschen intensiv weiter an dieser Zielsetzung. Vergleichbares gilt in ihren Lebensgebieten für die modellhaften Gründungen der Freien Waldorfschule (1919) im Sinne eines freien Schulwesens, der ersten anthroposophischen Kliniken (1921) auf natur- und geisteswissenschaftlicher Grundlage, der heilpädagogischen Heime (ab 1924) und der biologisch-dynamisch wirtschaftenden Höfe (ebenfalls ab 1924).
Der Ansatz der Anthroposophie geht dabei von Möglichkeiten der Selbsterkenntnis und immer auch von einer Entwicklungsfähigkeit des Menschen aus. Die selbstreflexive und auch selbstkritische Lernfähigkeit einer gesellschaftlichen Bewegung, die sich nie als fertig versteht, ist möglicherweise mit ein Grund dafür, dass die anthroposophischen Initiativen sich über die Erde hin in verschiedenen Kulturen und Lebenssituationen insgesamt als positiver gesellschaftlicher Faktor erwiesen haben, ohne den Anspruch der Perfektion mit sich zu tragen. Sie sind unvollkommen – und verstehen sich auch selbst so.
Eine herausfordernde Prüfungszeit für die von Deutschland ausgehende anthroposophische Initiativen und Institutionen bildete die zwölfjährige Herrschaft des Nationalsozialismus. Das Verhalten der Anthroposophen dieser Zeit, das immer wieder und oft in sehr verzerrter Weise in die öffentliche Diskussion gebracht wird, ist in weiten Teilen gut erforscht und ergebnisbezogen publiziert worden;[4] weitere Arbeiten sind in Vorbereitung und werden in den kommenden Jahren veröffentlicht.[5]
2. Die politische Diskussion um die Anthroposophie in Deutschland
Die Entstehungsjahre der Anthroposophie im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts waren von einer immer aggressiver werdenden Auseinandersetzung um sie gekennzeichnet, insbesondere im Bereich der Publizistik. In vielen Einzelheiten ist dokumentiert, dass die Angriffe gegen die Anthroposophie und gegen anthroposophische Institutionen nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Tod Rudolf Steiners (30. März 1925) in erster Linie aus dem völkisch-rechtsnationalen, rassistischen und antisemitischen Lager kamen und mit Vehemenz lanciert wurden.[6] Der Einsatz Steiners und seiner MitarbeiterInnen für die Überwindung des Nationalstaats und des nationalstaatlichen Imperialismus und Hegemonialismus, des Rassismus und Antisemitismus, sowie autoritären Formen der Willensbildung in Gemeinschaften und Gesellschaften sorgten bei rechtsnationalen und rechtsextremen Gruppierungen für Empörung. Insbesondere das Konzept der « Dreigliederung des sozialen Organismus », die Gründung der Freien Waldorfschule und Steiners markante Antisemitismus-Kritik (darunter in den « Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus »[7]) hatten heftige publizistische und sogar tätliche Angriffe auf Steiner zur Folge. Zudem waren die vielen jüdischen Mitglieder in der international ausgerichteten Anthroposophischen Gesellschaft und ihren Leitungsgremien ein Stein des Anstoßes. Nach der Eröffnung des Goetheanum im Herbst 1920 wurde die Pressekampagne gegen den « Nationalverbrecher » Rudolf Steiner und die Anthroposophie mit zunehmender Militanz geführt – auch in frühen nationalsozialistischen Organen. Bereits im März 1921 beteiligte sich Adolf Hitler im « Völkischen Beobachter » persönlich daran.
Als die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 die politische Macht in Deutschland übernahmen, intensivierte sich die publizistische Diffamierung der Anthroposophie nochmals. Im November 1935, nach langer Vorbereitung durch die NS-Behörden, wurde die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland verboten, die Mitglieder der Gesellschaft wurden registriert und überwacht. Die Berichte des Sicherheitsdienstes der SS und des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) zeigen in allen Einzelheiten, für wie gefährlich und « zersetzend » die Anthroposophie erachtet wurde – obwohl die Zahl der Anthroposophen in Deutschland vergleichsweise klein war (die Anthroposophischen Gesellschaft hatte im Jahre 1933 circa 7000 Mitglieder).
Die meisten anthroposophischen Einrichtungen (Waldorfschulen, Arztpraxen, landwirtschaftlichen Betriebe und Kinderheime) konnten nach der nationalsozialistischen Machtergreifung noch für Jahre weiterarbeiten, sofern sie sich nicht politisch oppositionell betätigten oder öffentlich für die Anthroposophie eintraten. Die Einrichtungen wurden nicht zuletzt deswegen über Jahre toleriert, weil sie von einigen hochrangigen Nationalsozialisten wegen ihrer Arbeitsergebnisse – trotz der Anthroposophie – qualitativ geschätzt wurden. Ihm sei, so der hohe SS-Mann Otto Ohlendorf vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) im Rückblick, nicht an der Zerstörung « lebendiger, aufbauender Einrichtungen und Forschungen » gelegen gewesen. Da dem Nationalsozialismus in vielen Lebensgebieten noch keine « Ausformung » aus eigener Kraft gelungen sei, habe er sich gezwungen gesehen, existierender Arbeiten « im Interesse Deutschlands » und des Nationalsozialismus zu « verwerten ».[8] Es ist dokumentiert, dass landwirtschaftliche, z. B. in der Pflanzenzüchtung arbeitende Betriebe der SS befähigte Anthroposophen mit Spezialkenntnissen im biologisch-dynamischen Landbau in ihren Dienst nahmen. All dies ändert jedoch nichts an dem Sachverhalt, dass die Anthroposophie und die anthroposophische Bewegung von der Führung der NSDAP, der SS und des Staates zu den entschiedenen Feinden des Regimes und seiner Ideologie gerechnet wurden. In einem Bericht des Sicherheitsdienstes (SD) der SS hieß es im Mai 1936 in exemplarischer Weise : « […] Die Anthroposophie löst den Geist aus seiner Verbindung mit der Rasse und dem Volk und verdammt das Rassische und Völkische in eine niedere Sphäre der Primitivität, des Instinkts, des durch den Geist zu überwindenden Triebs, der Vorzeitlichkeit. Sie erweist damit ihre Verflechtung mit den Hauptströmungen der bisherigen europäischen Geistesgeschichte, vor allem der Aufklärung, dem deutschen Idealismus und dem Liberalismus der vergangenen Jahrhunderte. »[9]
Ab den 1970er und 1980er Jahren erhoben einzelne, politisch linksstehende Autoren den Vorwurf, die Anthroposophen in Deutschland hätten während der Nazizeit aufgrund inhaltlicher Affinitäten und ideologischer Konvergenzen (« Ökofaschismus ») auf breiter Basis mit dem NS-Regime kooperiert, ja, seien eine von NS-Größen hofierte und privilegierte Gruppe gewesen. Hauptkritikpunkte waren dabei die vermeintlich « okkulte » Irrationalität, die unterstellte Fortschritts- und Technikfeindlichkeit der Anthroposophie, das angeblich konservative, ja reaktionäre Denken in Kategorien von « Organismus » und « Ganzheit » sowie ein vermeintliches « Elite »-Denken, das vor allem an der Existenz von « privaten » Waldorfschulen festgemacht wurde. Dazu trat die Behauptung, dass dem Gesellschaftsverständnis und Menschenbild Rudolf Steiners eine Befürwortung von « Ungleichheit » oder gar « Rassismus » immanent sei. Auch sei Steiner selbst eine « Führergestalt » innerhalb einer autoritär strukturierten « Sekte » gewesen, was eine Affinität zum Nationalsozialismus und Faschismus nahe lege.
So polar die Ansatzpunkte der politisch rechten Kritiker im ersten Viertel und der politisch linken Kritiker seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts in Deutschland waren, so sehr ähneln sich die Methoden ihres Vorgehens, wie die geschichtliche Analyse zeigt. Beide Gruppierungen konzentrieren sich auf Rudolf Steiner selbst und negieren nicht nur den von ihm entwickelten geisteswissenschaftlichen Erkenntnisansatz, sondern sprechen ihm auch die Redlichkeit ab. Sie unterstellen ihm einen reinen Eklektizismus; eine eigenständige Erkenntnis- und Forschungsarbeit Steiners habe es nicht gegeben. Durch die Behauptung eines radikalen Wechsels vom « atheistischen Freigeist » zum « theosophischen Okkultisten », der aus ökonomischen Gründen geschehen sei, wird Rudolf Steiners biographisch und moralisch diskreditiert.[10] Mit willkürlich aus dem Kontext gerissenen, isolierten und dadurch plakativen Zitaten aus seinen Vorträgen fiel und fällt es beiden Gruppen von Kritikern nicht schwer, Rudolf Steiner je nach Zeitstimmung öffentlich bloßzustellen, ohne sich auf eine differenzierte, qualitative und werkgeschichtliche Diskussion einzulassen.
Kritiker, die so arbeiten, erzielen auch in jüngster Zeit durch ein strategisches « Meinungs- und Empörungsmanagement » in den Medien und sozialen Netzwerken großen Erfolg. Die Anthroposophie sei « eine elitäre, dogmatische, irrationale, esoterische, rassistische, antiaufklärerische Weltanschauung », betonte 2019 eine in Deutschland in einem linken Verlag erschienene Monografie; Steiner sei ein « radikaler Antisemit » gewesen und habe eine unwissenschaftliche, wissenschaftsfeindliche und « menschenverachtende » Ideologie vertreten, deren weitere Verbreitung verhindert werden müsse. « Wer für eine wirklich freie Gesellschaft eintritt, sollte sich ihr entgegenstellen. »[11]
Auf der anderen Seite gab es zuletzt wieder vereinzelte Versuche einer Vereinnahmung der Anthroposophie, einzelner ihrer Positionen oder methodischen Anwendungen durch die politisch rechtslastige « identitäre » Bewegung oder durch « Reichsbürger »-Sympathisanten, eine Tatsache, die in den Medien stark herausgestellt wurde und erneut stereotype Vorurteile aktivierte.
Rudolf Steiner aber war kein irrationaler Okkultist und kein « antimoderner » oder « antiaufklärerischer » Ideologe. Sein Werk mag auf viele irritierend und provozierend wirken, weil es festgelegte Denkmuster auf ungewöhnliche Weise in Frage stellt. In diesem Werk, das an seine Rezipienten tatsächlich einige Anforderungen stellt, zeigt er originäre geisteswissenschaftliche Erkenntniswege auf, die, wenn sie methodisch beschritten werden, zu einer Erweiterung des Wissenschaftsverständnisses und der Lebenspraxis führen können, die uns dringend notwendig erscheint. Die Kultur-, Wissenschafts-, Gesellschafts- und Zivilisationskrise, die wir gegenwärtig erleben, hat ein erhebliches Ausmaß. Rudolf Steiners Arbeitsergebnisse und Erkenntnismethoden, an die wir anschließen und die wir in produktiver Weise fortführen wollen, sind unserer Auffassung nach Teil der Lösung, nicht Teil des Problems. Sie stehen im Dienst der Aufklärung und Freiheit, der Menschlichkeit, der sozialen Gerechtigkeit und des Lebens – und allen nationalistischen, rassistischen und rechtsextremen Gedankengängen und Gesinnungen polar entgegen.
3. Weltweite, interkulturelle Ausbreitung der Anthroposophie
Die Diskussionen um die Anthroposophie begannen in Deutschland und wurden dort über viele Jahre am intensivsten und militantesten geführt. Steiners gedruckte Vorträge und seine Schriften erschienen über einen langen Zeitraum in Berlin – Deutschland war der geschichtliche Ausgangspunkt seiner Initiative. Von ihrem Ansatz her aber ist die anthroposophische Geisteswissenschaft universell und menschheitlich orientiert; mit diesem kosmopolitischen Ansatz tritt sie seit einhundert Jahren in zahlreichen Sprach-, Kultur- und Religionsräumen interkulturell auf. Bereits zu Lebzeiten Rudolf Steiners gab es in vielen europäischen Ländern und bis nach Nord- und Südamerika Gruppen von Menschen, die sich mit Anthroposophie beschäftigten und anthroposophische Schriften in ihre jeweiligen Landessprachen übersetzten. Rudolf Steiner selbst sprach zu Menschen ganz unterschiedlicher Zusammenhänge – sowohl in Werkhallen vor der Arbeiterschaft wie in Universitäten oder vor spirituell interessierten Kreisen. Steiner reiste unentwegt und in viele Länder. Anthroposophische Landesgesellschaften wurden 1913 in Österreich und Schweden und dann 1920 bis 1924 in der Schweiz, Dänemark, Finnland, Norwegen, Großbritannien, Frankreich und Italien sowie der damaligen Tschechoslowakei gegründet. Bereits sechs Jahre nach der Gründung der ersten Waldorfschule 1919 in Stuttgart waren sieben weitere Schulen entstanden – in der Schweiz, in Großbritannien und in den Niederlanden.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland Anfang 1933 setzte eine Emigration aktiver Anthroposophen insbesondere – aber keinesfalls ausschließlich – jüdischer Herkunft ein, die die Anthroposophie und ihre praktischen Anwendungen in viele Gegenden der noch freien Welt brachten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gab es so bereits 30 Waldorfschulen unterschiedlicher Größe außerhalb Deutschlands bis hin nach Indonesien, Buenos Aires und New York – heute sind es 1187. Der geflüchtete jüdische Kinderarzt und Heilpädagoge Karl König baute in den Kriegsjahren in Schottland die Camphill-Einrichtungen auf, die 1948 bereits über 180 Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Ländern betreuten (darunter aus den ehemaligen englischen Kolonien in Südafrika, Indien, Kenia und Ceylon). Heute gibt es anthroposophische Landesgesellschaften in 35 Ländern und anthroposophische Arbeitsgruppen und Institutionen in über 70 Ländern. Die Anthroposophie bewährt sich in ihrem anthropologisch-humanistischen und konsequent antirassistischen Ansatz unter anderem auch in Favela-Schulen in Brasilien, in Township-Schulen in Südafrika, in interkulturellen, religionsübergreifenden Schulen in Israel sowie auch in weltweiten Freiwilligen-Einsätzen junger Menschen. Im Herbst 1920 wollte Rudolf Steiner bereits einen « Weltschulverein » zur Unterstützung und Finanzierung freier Schulbildungen auf allen Kontinenten gründen; 1923 sagte er in England : « […] Dasjenige, was aus wirklicher Menschenerkenntnis an pädagogisch-didaktischen Impulsen herausgeholt wird, ist ein Allgemein-Menschliches, ist ein Internationales und ein solches, das für alle Klassen, für alle Kasten der Menschheit ist. »[12] Sieben Jahrzehnte danach, 1994, bescheinigte die UNESCO dem Seminar für Waldorfpädagogik in Südafrika nach dem Ende des Apartheid-Regimes, « besonders zur Heilung und zum Wiederaufbau nach dem rassistischen Erbe » beigetragen zu haben. Im Bericht der UNESCO stand : « Das Apartheidsystem Südafrikas war sehr erfolgreich im realen Auseinanderhalten der verschiedenen Gemeinschaften. Das Novalis-Institut [für Waldorfpädagogik] war sehr erfolgreich im realen Zusammenbringen dieser Gemeinschaften und im Aufbau einer neuen Realität und eines neuen Bewusstseins. […] Es war bahnbrechend für eine neue und integrierte Gemeinschaft und legte für sie ein Fundament. »[13] Auch die anthroposophische Notfallpädagogik in Krisengebieten hat in den letzten Jahren international große Anerkennung gefunden.[14]
Unterdrückt und verboten wurden die Anthroposophie mit ihrem Freiheitsansatz, ihrem ethischen Individualismus und ihren Lebensfeldern in allen kommunistischen, faschistischen oder totalitären Staaten, so im gesamten Ostblock bis zu den 1990er Jahren.
4. Der Rassismus-Vorwurf gegen Rudolf Steiner
Ein Rassismus-Vorwurf gegenüber der anthroposophischen Geisteswissenschaft und gegenüber Rudolf Steiner, in Person und Werk, wirkt vor diesem Hintergrund mehr als befremdlich.
Die Diskussionen über die Begriffsbestimmung des Wortes Rassismus halten an. Die UNESCO betonte 2003 : «Der Rassismus ist ein ideologisches Konstrukt, das einer bestimmten Rasse oder Ethnie auf der Basis physischer oder kultureller sowie ökonomischer Besitzverhältnisse eine Machtposition gegenüber anderen zuschreibt und hierarchische Beziehungen einschliesst, in denen die ‹überlegene› Rasse die anderen beherrscht und kontrolliert.»[15] Zumeist impliziert rassistisches Denken dabei einen biologischen oder genetischer Determinismus, eine biologische Klassifikation oder Typologisierung des Menschen, die unterschiedliche Wertigkeiten oder gar eine absolute Überlegenheit einzelner «Rassen» (oder auch nur einer «Rasse») behauptet. Die Biologie bestimmt, dieser Doktrin zufolge, den Menschen als Ganzes; jede Möglichkeit zur individuellen Transzendierung seiner biologischen Struktur und Situation wird ihm abgesprochen.
Der Anthropologie, die Rudolf Steiner vertrat, war ein solcher Ansatz nicht nur fremd; er steht ihr vielmehr diametral gegenüber. Steiner beschrieb – von seinen ersten Schriften bis zu seinen letzten Werken – in konsequenter Weise das Prinzip der autonomen, selbstwirksamen Individualität, eines Ichs, das sich zwar in verschiedenen biologischen, kulturellen und sozialen Situationen verkörpert, aber sich in seiner geistigen Entität von diesen Gegebenheiten unterscheidet. Wir werden in sie hineingeboren, sozialisieren uns in ihnen, identifizieren uns auch oft mit ihnen – oder werden mit ihnen identifiziert –, und sind doch nicht mit ihnen eins. Wir haben nicht nur einen Leib, sondern sind in gewisser Weise auch dieser Leib – «mein Leib». Und dennoch verfügen wir über nicht unerhebliche Freiheitsgrade, können uns von den biologischen, kulturellen und sozialen Vorgaben und Rahmenbedingungen, die wir vorfinden, auch bis zu einem gewissen Ausmaß befreien, können sie transzendieren und verwandeln. Wir sind, als Ich-Menschen und Freiheitswesen, zumindest prinzipiell dazu befähigt. « Da, wo das Gebiet der Freiheit beginnt, hört das Bestimmen des Individuums nach Gesetzen der Gattung auf », schrieb Rudolf Steiner 1893 in seiner « Philosophie der Freiheit ».[16] « Wer das einzelne Individuum verstehen will, muss in dessen besondere Wesenheit dringen, und nicht bei typischen Eigentümlichkeiten stehen bleiben. »[17]
Jeden biologischen oder genetischen Determinismus bekämpfte Steiner dabei scharf; er gehört zu den Vordenkern der heutigen Epigenetik und erachtete eine Fixierung des Menschen auf seine leibliche, ethnische oder kulturelle Herkunft als einen verhängnisvollen Rückfall in der Menschheits-, Bewusstseins- und Zivilisationsentwicklung. Das noch immer vorhandene « Unterschiedmachen in Bezug auf Menschen nach äußerlichen Rang-, Geschlechts-, Stammeskennzeichen und so weiter » sei unbedingt zu überwinden, so schrieb Steiner 1910 in einer Buchpublikation.[18] Er negierte nie das Vorhandensein entsprechender Gegebenheiten und Lebensumstände; er rechnete sie jedoch nicht zum « Wesen des Menschen », sondern zu den schicksalhaften Bedingungen, « in denen er [der Mensch] lebt ».[19] Auch der alte « Rasse »-Begriff höre auf, « eine jegliche Bedeutung zu haben gerade in unserer Zeit », betonte Steiner 1909.[20]
Er wurde nicht müde, die Re-Aktualisierung einer biologischen oder ethnischen Typisierung und Bewertung von Menschen als gefährlichen, regressiven Abweg in einem Jahrhundert zu beschreiben, das im Zeichen der Freiheit, der Begegnung von Ich und Du, der Menschen- und Völkerverbindung, des kulturellen Austauschs und der Zusammenarbeit stehen müsse. 1917, drei Jahre nach Beginn des nationalistisch geprägten Ersten Weltkriegs, sagte er in einem Vortrag geradezu : « Ein Mensch, der heute von dem Ideal von Rassen und Nationen und Stammeszusammengehörigkeiten spricht, der spricht von Niedergangsimpulsen der Menschheit. Und wenn er in diesen sogenannten Idealen glaubt, fortschrittliche Ideale vor die Menschheit hinzustellen, so ist das die Unwahrheit, denn durch nichts wird sich die Menschheit mehr in den Niedergang hineinbringen, als wenn sich die Rassen-, Volks- und Blutsideale fortpflanzen. »[21]
Ende 1937 schrieb Prof. Dr. Alfred Baeumler, der führende politische Pädagoge des NS-Regimes in einem Anthroposophie-Gutachten, Steiners Denken und die ideellen Grundlagen der Waldorfpädagogik seien nicht « biologisch-rassisch », sondern « biologisch-kosmisch »; der « Begriff der völkischen Gemeinschaft » fehle in der Erziehungstheorie der Waldorfschulen vollkommen. Steiner setze die « Menschheit » an die Stelle, an der im Nationalsozialismus das « Volk » stehe; nicht die « Volksgemeinschaft », sondern eine « Gemeinschaft der Geister » werde von ihm erstrebt und vorbereitet : « Die verhängnisvolle Wendung entsteht dadurch, dass Steiner an die Stelle der Vererbungslehre eine positive andere Lehre [der menschlichen Individualität] setzt. Die biologische Lehre wird von ihm nicht nur übersehen, sondern bewusst in ihr Gegenteil verkehrt. Die Anthroposophie ist eines der konsequentesten antibiologischen Systeme, die es gibt. » [22]
Einen öffentlich auftretenden Philosophen und Publizisten, aktiven Humanisten und Kosmopoliten wie Steiner zu Anfang des 21. Jahrhunderts zu unterstellen, dass das « Rassendenken » in seiner Lehre eine « zentrale Komponente » gespielt habe, er den Genozid « stillschweigend » billigte, eine Suprematie der europäischen weißen Rasse lehrte, « Normalität » und « Spiritualität » mit « Weißsein » verknüpfte und selbst mit seiner sozialen Dreigliederung ein « faschistisches Modell » im Auge hatte,[23] mutet ausgesprochen bizarr an. Rudolf Steiner war sehr wohl der Auffassung, dass Unterschiede in den biologischen, ethnischen, kulturellen etc. Lebens- und Entwicklungsumständen der Menschen bestehen und hielt nichts von ihrer vorsätzlichen Ignorierung oder Nivellierung (im Sinne einer postulierten « allgemeine Einigkeit unter allen Rassen, Nationen, Farben und so weiter »).[24] Er vertrat aber stets das Relative in der Andersheit der Anderen, den unterschiedlichen, komplementären Beitrag zum menschheitlichen Ganzen – und die Würde des einzigartigen Ich.
Ein rassistisches Denken war Steiner ebenso fremd wie ein imperiales, koloniales und hegemoniales. Der Nationalsozialist Baeumler sah im Unterschied zu Kritikern wie Staudenmeier zurecht, dass es Steiner keinesfalls um die « weiße Rasse » oder « Nation », um « Arier- » und « Deutschtum » ging, sondern um die Ausbildung einer individuellen, sozialen und globalen Ethik für eine zukünftige Weltgemeinschaft. Der Begriff der « Menschheit », der universelle Begriff des « Menschseins », der « Gemeinsamkeitscharakter der Menschheit » war für Rudolf Steiner keine Phrase oder Floskel. Er betonte immer wieder, dass die globalen Aufgaben des 20. Jahrhunderts nur gemeinschaftlich – in der Völker- oder Weltgemeinschaft und mit gegenseitiger Hilfe und Unterstützung – angegangen und gelöst werden könnten, was jedoch die Überwindung aller rassischen, kulturellen, nationalen oder religiösen Vorurteile und Vorbehalte voraussetze. Nur wenn in naher Zukunft « jeder einzelne Mensch als einzelner Mensch dem anderen einzelnen Menschen als ein gleicher gegenübersteht »,[25] als ein « Ich dem Ich » in Freiheit – « Du bist Mensch mit allen Menschen der Erde ! »,[26] sei die Menschheit auf Erden überlebensfähig, in keiner Weise jedoch durch eine Weiterführung nationalen oder gar rassistischen Denkens und Handelns (« Nationalismus ist gemeinsam durchlebter Egoismus »[27]).
Es ist bei genauer Werkkenntnis evident, dass Rudolf Steiner gerade in der hochdifferenzierten Anthropologie seiner Geisteswissenschaft, auch als Grundlage einer neuen Pädagogik und Erziehung, ein Instrument zum tieferen Verstehen des anderen Menschen sah, seines Ichs und seines kulturellen, ethnischen, familiären, sozialen und sonstigen Hintergrundes. Er setzte auf Toleranz und wertschätzender Anerkennung des Anderen – als Anderen – durch ein mehr an Einsicht und Erkenntnis. « Durch die Geisteswissenschaft – das werden wir immer mehr einsehen – wird alle Menschen-Zersplitterung aufhören. »[28]
Steiners Ziel war ohne Zweifel hochgegriffen; unzweifelhaft sah er die Anthroposophische Gesellschaft und ihre praktischen Institutionen in dieser Richtung in einer innovativen Vorreiterrolle. Er setzte darüber hinaus auf die Möglichkeit, dass die soziale Dreigliederung eines Tages zum Erfolg kommen und es tatsächlich gelingen werde, die Interdependenz von ökonomischen, staatlich-politischen und geistig-kulturellen Interessen und Kräften zu beenden – zugunsten einer Autonomisierung der drei differenten Sphären des gesellschaftlichen Lebens. Alles müsse dafür getan werden, dass die Liaison der ökonomischen mit der politisch-demokratischen Sphäre beendet werde – und beide nicht länger befugt sind, auf den geistig-kulturellen Bereich, darunter auf das Erziehungs- und Bildungswesen, Einfluss und Macht auszuüben. Steiner betonte die absolute Rechtsgleichheit aller Menschen vor dem Gesetz bzw. im politisch-demokratischen Bereich, bei Anerkenntnis unterschiedlicher Begabungen, Fähigkeiten und Aufgaben (im Sinne der Menschenrechtserklärung der UNO : « Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren », Art. 1), « Freiheit » sollte das Geistesleben bestimmen, « Gleichheit » das politisch-demokratische Gemeinwesen – und Solidarität den Bereich einer völlig neu zu organisierenden « Ökonomie der Brüderlichkeit », die nicht länger dem privaten Egoismus und destruktiven Kapitalismus dienen sollte.[29]
Obwohl die von Rudolf Steiner entwickelten Konzeptionen und anthroposophischen Institutionen diese eindeutige Ausrichtung haben, beharrten die Kritiker Ende des 20. Jahrhunderts weiter auf dem Rassismus-Vorwurf – und erzielten damit eine große öffentliche Aufmerksamkeit. Die Anthroposophische Gesellschaft in den Niederlanden beauftragte daraufhin in den 1990er Jahren eine Kommission unter Leitung des Juristen und Menschenrechtsexperten Ted van Baarda, das Gesamtwerk Rudolf Steiners im Hinblick auf den Rassismus-Vorwurf kritisch zu begutachten. Diese kam zu einem negativen Ergebnis.[30] Dem Kommissionsbericht zufolge finden sich im monumentalen Werk Rudolf Steiners insgesamt 16 Zitate, die für sich genommen unter heutigen Gesichtspunkten als diskriminierend bezeichnet werden müssen (überwiegend aus den sogenannten « Arbeitervorträgen », d. h. Werkstunden vor den nicht-anthroposophischen Handwerkern am Goetheanum, deren Fragen Rudolf Steiner spontan beantwortete). Ein « Rassismus » oder auch nur eine systematische Rassenlehre seien in Steiners Werk, so der Kommissionsbericht, nicht aufzufinden, « noch kommen Aussagen vor, die in der Absicht getroffen wurden, Menschen oder Personengruppen wegen ihrer Rassenzugehörigkeit zu beleidigen und die deshalb als rassistisch angesehen werden können ».[31] Die ganze Thematik sei bei Steiner von geringer Relevanz – « proportional und inhaltlich ist die Beachtung, die Rudolf Steiner in seinem umfangreichen Werk dem Thema Rasse gewidmet hat, so gering, dass die Existenz einer Rassenlehre schon deshalb nicht in Betracht kommt ».[32] Auch zur « selektiven » Wahrnehmung ausschließlich dieses – geringfügigen – Werkaspektes in der niederländischen Öffentlichkeit und zur methodischen und ethischen Problematik isolierter, aus ihrem Kontext gerissener Zitate äußert sich der Bericht. In der Zusammenfassung heißt es : « Die Zahl der Seiten, auf denen Aussagen vorkommen, die als diskriminierend empfunden werden können, umfasst weniger als ein Promille der gut 89 000 Seiten umfassenden Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe. Anthroposophie und Sozialdarwinismus widersprechen sich. Unterstellungen, Rassismus wäre der Anthroposophie inhärent oder Steiner wäre in konzeptioneller Hinsicht ein Wegbereiter des Holocaust, haben sich als kategorisch unrichtig erwiesen. Die Kommission kommt zu der festen Überzeugung, dass Rudolf Steiner im Vergleich zu anderen Vorkriegsautoren und Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts (etwa Hegel oder Albert Schweitzer) das Opfer selektiver Entrüstung geworden ist. »[33]
Weil die Anschuldigungen jedoch trotz dieses Kommissionsberichtes nicht aufhörten, sondern durch Kritiker zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch weiter an Schärfe gewannen, legte der englische Philosoph und Anthroposoph Robert Rose 2013 eine umfangreiche Studie unter dem Titel « Transforming Criticisms of Anthroposophy and Waldorf Education – Evolution, Race and the Quest for Global Ethics » vor, die als E-book veröffentlicht wurde und 2016 auch in deutscher Übersetzung im Berliner Wissenschaftsverlag erschien. In dieser Arbeit gelang es Rose unter anderem überzeugend aufzuzeigen, dass die wenigen, aus heutiger Sicht problematischen und von der niederländischen Kommission beanstandeten Wortlaute in Rudolf Steiners umfassenden Opus vom Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhundert aus Vorträgen stammen, in denen Steiner die Bildung uralter Vorfahren der Menschheit in typologischer Weise beschrieb; in dieser Zeit, so machte Steiner geltend, hatte der « Rasse »-Begriff noch Bedeutung und Berechtigung, weil der geographische Einfluss der Erdenkräfte auf die menschliche Organisationsstruktur (über den « physischen Leib ») außerordentlich stark und das menschliche Ich, als individueller Wesenskern, zu diesem Zeitpunkt noch kaum ausgebildet war. Robert Rose zeigte auf, dass Steiners evolutions-biologisch zu verstehende Aussagen nicht nur wiederholt dekontextualisiert, sondern von den Kritikern willentlich in ganz andere Zusammenhänge überführt wurden. Seine « sorgfältige Klärung der wirklichen Bedeutung einzelner Äußerungen, die auf den ersten Blick als äußerst problematisch erscheinen »[34] – und von Kritikern zu Fundamentalaussagen Steiners über die heute ( !) in außereuropäischen Kontinenten geborenen Menschen in ihrer vermeintlichen Einseitigkeit stilisiert wurden – bildete einen wichtigen Beitrag der anthroposophischen Sekundärliteratur zu diesem Themenkomplex.
Angesichts des anhaltenden öffentlichen Druckes entschied sich der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland zuletzt, mit einer speziellen Web-site an die Öffentlichkeit zu gehen (« Anthroposophie. Zur Rassismus- und Antisemitismuskritik. Informationen, Aufklärungen, Stellungnahmen »[35]). Geplant ist, dort problematisch erscheinende Textstellen aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners zu sammeln und durch Kommentare zu erschließen. Dokumentiert sollen jedoch auch Werkpassagen werden, in denen Rudolf Steiner sich mit Entschiedenheit gegen jeden Rassismus und gegen alle Diskriminierungen aussprach – sowie Stellungnahmen anthroposophischer Organisationen und Voten einzelner Autoren zum Rassismus- bzw. Diskriminierungsvorwurf. – Wir unterstützen diese Bemühungen, da es unserer Auffassung nach darum geht, Rudolf Steiners Lebenswerk in fachkundiger, freier und aktiver Weise zu rezipieren und dabei die Kontextualität von Einzelaussagen sowie die Komplexität der anthroposophischen Menschenkunde zu berücksichtigen. Als dekontextualisierte Aussagen sind die von der niederländischen Kommission als problematisch eingestuften Sätze – wie auch manche andere isolierte Partialaussage – selbstverständlich abzulehnen; sie entsprechen in dieser Form weder unserer Auffassung, noch der Grundhaltung und dem anthropologischen wie ethischen Grundverständnis Rudolf Steiners.
Da auch die aggressiven Kritiker der Anthroposophie nolens volens zur Kenntnis nehmen mussten, wie radikal und eindeutig sich Steiner von 1894 bis 1925 für den ethischen Individualismus und gegen jeden Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus einsetzte, sprechen sie, unter Beibehaltung ihrer massiven Angriffe, von einer « kontradiktorischen Hinterlassenschaft », ohne sich jedoch näher auf das einzulassen, worum es Rudolf Steiner wirklich ging.
5. Das Entwicklungspotential der Anthroposophischen Gesellschaft
Auch das, was Rudolf Steiner mit der Anthroposophischen Gesellschaft intendierte, findet sich bei manchen Kritikern nur in verfremdeter Weise wieder. Ihnen zufolge ist diese Gesellschaft ein Steiner-zentriertes, autoritär aufgebautes Machtgefüge einer hegemonial konzipierten Bewegung. Auch hier gehen die Vorwürfe an der Wirklichkeit vorbei, ja, verkehren diese Wirklichkeit ins Gegenteil; die Kritik kann jedoch nach 100 Jahren auch zum Anlass genommen werden, selbstkritisch Bilanz zu ziehen.
Wäre die Anthroposophische Gesellschaft wirklich in toto Rudolf Steiners Vorschlägen gefolgt, so hätte sie sich bereits lange vor 1914 und ganz entschieden nach 1918 / 19 in viel deutlicherer Weise sozialpolitisch engagiert und am Zeitgeschehen aktiv beteiligt, als sie es tat. Die Initiative zur sozialen Dreigliederung wurde nur von einem Bruchteil der Gesellschaftsmitglieder verfolgt oder gar aktiv unterstützt – und so war es auch mit zahlreichen anderen zivilgesellschaftlichen Impulsen, die von Steiner und dem engeren Kern seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgingen. Die kritische Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen nahm in der Anthroposophischen Gesellschaft über lange Zeit einen viel zu kleinen Raum ein. Ihr war von Anfang an die Tendenz einer starken Innenorientierung eigen – als einer im Wesentlichen geistigen Studiengemeinschaft, die sich wenig mit drängenden Zivilisationsproblemen und sozialen Herausforderungen beschäftigte, weil sie diese nicht zu ihren Kernaufgaben rechnete. Hinzu kamen offenkundige Defizite im eigenständigen Umgang bzw. einer schöpferischen, freien und individualisierten Rezeption der anthroposophischen Geisteswissenschaft, darunter die Neigung zu einer falschen « Steiner-Verehrung » – sowie zur unverhältnismäßigen Beschäftigung mit internen Gesellschaftsproblemen auf Kosten einer zivilgesellschaftlichen Präsenz. Von all diesen Phänomenen lässt sich zeigen, dass sie bereits vor 1925 existierten und von Rudolf Steiner zu den schweren Hypotheken der Anthroposophischen Gesellschaft gerechnet wurden, die ein zivilgesellschaftliches und gesellschaftspolitisches Wirksamwerden der Anthroposophie stark behinderten.[36] Auch ist gut bekannt, dass Steiner nie eine « Unfehlbarkeit » für sich und seine Forschungsarbeit in Anspruch nahm – und dass er entschieden gegen die Mitschrift vieler seiner Vorträge, darunter der Arbeitervorträge am Goetheanum, votierte. Er ließ sich in diesen Werkstattgesprächen auf seine Hörer ein, sprach aus der dialogischen Situation heraus und war in keiner Weise der Auffassung, all seine spontanen Formulierungen sollten für die Nachwelt aufbewahrt, in toto als geisteswissenschaftliche Forschungsresultate deklariert und seinen wissenschaftlichen Werken gleichgestellt werden. Er wollte nicht verehrt, sondern verstanden werden, auch in der narrativen Struktur und Eigenart seiner Darstellungen.[37]
Rudolf Steiner aber brach nie mit der Anthroposophischen Gesellschaft, sondern arbeitete bis zuletzt an ihrer innovativen Veränderung und möglichen Zukunftsgestalt; auch schätzte er stets den Einsatz und den praktischen Idealismus ihrer Mitglieder. Es ist im Jahrhundertrückblick nicht zu verkennen, was von den Gesellschaftsmitgliedern trotz schwieriger Umstände und massiven Widerständen bis heute geleistet wurde – auch im Aufbau integrativer und ökologischer Sozialformen in verschiedenen Lebensbereichen und auf allen Kontinenten, im Aufbau von Initiativen, die der Würde des Menschen und der Schöpfung verpflichtet sind und gegen soziale Benachteiligung und Diskriminierung vorgehen. Die Anthroposophische Gesellschaft als solche hat darüber hinaus, selbst in der Zeit des Verbotes und der partiellen Verfolgung, ihre geistig-spirituelle Arbeit und ihren sozialen Zusammenhalt aufrechterhalten; sie hat den Goetheanumbau und seine Freie Hochschule für Geisteswissenschaft durch alle politischen und ökonomischen Krisen durch enormen persönlichen Einsatz der Mitglieder am Leben gehalten; von den Fachsektionen der Hochschule sind wichtige Impulse für Veränderungen in den gefährdeten Feldern der Zivilisation ausgegangen, von der Medizin bis zur Landwirtschaft. Die Hochschule ermöglicht die Netzwerkbildung und fachliche Fortbildung der beteiligten anthroposophische Berufsgruppen in allen Kontinenten, bildet einen Ort der Initiative und Ermutigung zur sozialen Wirksamkeit.[38] Immer besser gelingt es der anthroposophischen Weltgesellschaft, eigenständige, der regionalen Situation gemäße Kultur- und Sprachformen im Umgang mit der Anthroposophie zu entwickeln und die anfängliche Deutschland- und Europa-Zentrierung zu überwinden, was sich im großen Wachstum anthroposophischer Einrichtungen in Südamerika, Israel und Südostasien beispielhaft zeigt. Auch der großbürgerlich-bürgerliche Charakter, der dem Beginn der Theosophischen und Anthroposophischen Gesellschaft anhaftete, wurde schrittweise überwunden, zugunsten eines sozialen Engagements, einer intensiven, direkten Begegnungskultur, einem Abbau hierarchischer Strukturen und einer aktiven Auseinandersetzung mit den Zivilisationskrisen der Gegenwart.
Dennoch bestehen in all diesen Bereichen ohne Zweifel weiterhin große Schwierigkeiten und Herausforderungen. Die gravierenden ökonomischen Unterschiede in der Lebenswirklichkeit der Menschen spiegeln sich auch im Binnenraum der Anthroposophischen Gesellschaft wieder; von dem Ziel, die neuen Formen der Pädagogik, Medizin und Landwirtschaft – zumindest potentiell – allen Menschen dieser Erde zukommen zu lassen, sind die anthroposophischen Institutionen noch immer weit entfernt. Die Freie Waldorfschule begann 1919 bekanntlich als eine Schule für die Kinder von Arbeitern einer Zigarettenfabrik, mithin als Förderungsmöglichkeit für diejenigen, die nicht zu den Privilegierten gehören.
Die Anthroposophische Gesellschaft orientiert sich nach wie vor an den weltumspannenden Zielsetzungen, die ihr seit ihrer Begründung eigen waren. Ihre Geschichte und die des Goetheanum ist keine reine Erfolgsgeschichte und bietet keinen Anlass zur Selbstüberhöhung und -idealisierung. Der Anspruch, mit dem diese Gesellschaft und ihre Hochschule antraten, ist hoch – und die Diskrepanz zwischen dem Ideal und der Realität deutlich. Diesen Anspruch immer mehr einzulösen, aber kann zugleich Aufgabe und Motivation sein. Die Anthroposophische Gesellschaft müsse versuchen, « ihrer gesamten Mitgliedschaft und damit auch der Welt » das « zu halten », was sie verspreche, betonte Rudolf Steiner.[39] Dazu gehören aus unserer Sicht neben kritischen Analysen der eigenen Gesellschaftsgeschichte[40] – als Teil der Zeitgeschichte – und einem gegenwartsbezogenen Engagement intensive Bemühungen um die anthroposophische Geisteswissenschaft selbst, um ihre innere, geistig-spirituelle Substanz. Man kann Rudolf Steiner-Zitate für alles mögliche verwenden und missbrauchen – zur Diskreditierung der Anthroposophie und der anthroposophischen Institutionen, aber auch zur Absicherung und vermeintlichen Legitimation eigener Meinungen. Die Instrumentalisierung von singulären Aussagen oder Textpassagen Steiners durch Kritiker oder auch durch Anhänger der Anthroposophie – mit unterschiedlichen politischen und sonstigen Überzeugungen – hat eine lange Tradition. Es gehört zu den Aufgaben der Hochschule, Arbeiten zur differenzierten Werkrezeption vorzulegen und Sorge für das hermeneutische Niveau des Umgangs mit der anthroposophischen Geisteswissenschaft zu tragen.
Mitglieder der Goetheanum-Leitung werden sich – neben anderen Organen und Stimmen der anthroposophischen Bewegung – auch in Zukunft mit Beiträgen und Stellungnahmen zu Wort melden und Versuchen der Instrumentalisierung und Verfremdung der Anthroposophie (darunter zu rassistischen Zwecken) genauso entgegentreten wie einer Diffamierung dieser Geisteswissenschaft. « Was in uns entzündet wird durch die ins Übersinnliche zielenden Erkenntnisse anthroposophischer Geisteswissenschaft, das ist Menschenliebe, die uns unterrichtet von Menschenwert, die uns empfinden lässt die Menschenwürde. » (Rudolf Steiner, 5. September 1921[41])
Dieser Beitrag wurde herausgegeben vom Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft im Auftrag der Goetheanum-Leitung, 2. Auflage, Juni 2021, Layout der Broschüre: Sven Baumann, Manuskriptdruck, Dornach 2021
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[1] Vgl. u. a. WENZEL MICHAEL GÖTTE : « Das Verdämmern der Rassen – Rudolf Steiners Individualismus ». In : Geistige Individualität und Gattungswesen. Anthroposophie in der Diskussion um das Rassenverständnis. Sonderheft Mitteilungen aus der Anthroposophischen Arbeit in Deutschland. Sommer 1995, S. 4 – 27; MICHAEL KLUSSMANN : « Zum Rassismus-Streit », Teil 1 – 5. In : Das Goetheanum. Wochenschrift für Anthroposophie, 1996, Nr. 30, 31, 33, 34, 35, S. 341 – 344, S. 355 – 357, S. 379 – 381, S. 393 – 395, S. 411 – 413; MANFRED LEIST; LORENZO RAVAGLI; HANS-JÜRGEN BADER : « Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit ». Anthroposophie und der Antisemitismusvorwurf. Stuttgart 2001; UWE WERNER : Rudolf Steiner zu Individuum und Rasse. Sein Engagement gegen Rassismus und Nationalismus. Dornach 2011; DETLEF HARDORP : « Die deutsche Waldorfbewegung in der Zeit des Nationalsozialismus. Rassebegriffe im Werk Rudolf Steiners ». In : Inge Hansen-Schaberg : Waldorf-Pädagogik. Baltmannsweiler 2012, S. 138 – 180; ROBERT ROSE : Evolution, Rasse und die Suche nach einer globalen Ethik. Eine Antwort auf die Kritiker der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik. Berlin 2016; ALBRECHT HÜTTIG (HG.) : Kontroversen zum Rassismusvorwurf. Berlin 2017; PETER SELG : Rudolf Steiner, die Anthroposophie und der Rassismus-Vorwurf. Gesellschaft und Medizin im totalitären Zeitalter. Arlesheim 2020.
[2] Vgl. PETER SELG : Rudolf Steiner. 1861 – 1925. Lebens- und Werkgeschichte. Sieben Bände. Arlesheim 22017.
[3] Vgl. insbesondere ALBERT SCHMELZER : Die Dreigliederungsbewegung 1919. Rudolf Steiners Einsatz für den Selbstverwaltungsimpuls. Stuttgart 1991.
[4] Vgl. UWE WERNER : Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933 – 1945). München 1999. Zum Verhalten der deutschen Waldorfschulen in der NS-Zeit vgl. u. a. Karen Priestman : Illusion of Coexistence : The Waldorf Schools in the Third Reich, 1933 – 1941. Dissertation. Wilfried Laurier University 2009; Volker Frielingsdorf : Geschichte der Waldorfpädagogik. Von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart. Weinheim 2019. Kapitel 3 : « Bedrohung, Existenzgefährdung und Schließung der Waldorfschulen im Dritten Reich (1933 – 1945) », S. 153 – 202; PETER SELG : « ‹Dass die Keimkraft der Idee durch ihre Existenz gefährdet wird …› Anpassung und innerer Widerstand. Die Waldorfschule im Nationalsozialismus (1933 – 1941) ». In : Erzwungene Schließung. Die Ansprachen der Stuttgarter Lehrer zum Ende der Waldorfschule im deutschen Faschismus (1938). Arlesheim 2019.
[5] Vgl. u. a. PETER SELG/MATTHIAS MOCHNER : Anthroposophische Medizin, Heilpädagogik und Pharmazie in der Zeit des Nationalsozialismus, 1933 – 1945 (in Vorbereitung). Recherche zur Biodynamischen Bewegung in der NS-Zeit (in Vorbereitung).
[6] Vgl. LORENZO RAVAGLI : Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie. Stuttgart 2004.
[7] Vgl. hierzu u.a. RALF SONNENBERG : « Rudolf Steiners Beurteilung von Judentum, Zionismus und Antisemitismus – Fragen, Problemstellungen, künftige Forschungsprojekte ». In : LORENZO RAVAGLI (HG.) : Jahrbuch für anthroposophische Kritik 2000. München 2000, S. 113 – 169.
[8] OTTO OHLENDORF : Eidesstattliche Erklärung. Kopie. Archiv am Goetheanum E.15.002.020. Zum Kontext vgl. u.a. PETER SELG : « ‹Dass die Keimkraft der Idee durch ihre Existenz gefährdet wird …› Anpassung und innerer Widerstand. Die Waldorfschule im Nationalsozialismus (1933 – 1941) ». In : Erzwungene Schließung, S. 124 ff. und S. 260ff. Vgl. a. PETER SELG : « Ein Brückenschlag zum Rechtsextremismus ? » Über die Anthroposophie in der Zeit des Nationalsozialismus. Arlesheim 2021.
[9] Zit. n. UWE WERNER : Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933 – 1945), S. 383.
[10] Zur inhaltlichen Kontinuität in Rudolf Steiners Denken vgl. dagegen zuletzt : KAI SKAGEN : Anarchist, Individualist, Mystiker. Rudolf Steiners frühe Berliner Jahre 1897 – 1902. Basel 2020.
[11] ANDRÉ SEBATIANI : Anthroposophie. Eine kurze Kritik. Aschaffenburg 2019, S. 164.
[12] RUDOLF STEINER : Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik. GA 304 a. Dornach 1 1979, S. 95.
[13] Tolerance : the threshold of peace. A teaching/learning guide for education for peace, human right and democracy. UNESCO 1994, zit. n. STEFAN LEBER (HG.) : Anthroposophie und Waldorfpädagogik in den Kulturen der Welt. Stuttgart 1997, S. 229f.
[14] Vgl. BERND RUF : Trümmer und Traumata. Anthroposophische Grundlagen notfallpädagogischer Einsätze. Arlesheim 2012.
[15] Zit. n. ROBERT ROSE : Evolution, Rasse und die Suche nach einer globalen Ethik, S. 59.
[16] RUDOLF STEINER : Die Philosophie der Freiheit. GA 4. 16 1995, S. 239 f.
[17] Ebd, S. 240.
[18] DERS. : Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten ? (1904 /05). GA 10. Dornach 24 1993, S. 95.
[19] DERS. : Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie. GA 121. Dornach 5 1982, S. 75.
[20] DERS. : Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien. GA 117. Dornach. 2 1986, S. 152.
[21] DERS. : Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis. GA 177. Dornach 5 1999, S. 204ff.
[22] Alfred Baeumler : « Rudolf Steiner und die Philosophie ». Gutachten, 22. 10. 1938. Kapitel 5 : « Steiners Methode ». Abdruck des Gutachtens n : Uwe Werner : Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933 – 1945), S. 394 – 404 (die zitierte Passage findet sich auf S. 401).
[23] Vgl. PETER STAUDENMEIER : Between Occultism and Nazism. Anthroposophy and the Politics of Race in the Fascist Era. London 2014.
[24] RUDOLF STEINER : Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung. GA 199. Dornach 2 1985, S. 124.
[25] DERS. : Soziale Zukunft. Dornach 3 2006, S. 85.
[26] DERS. : Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt. GA 118. Dornach 31984, S. 170.
[27] DERS. : Soziale Zukunft, S. 189.
[28] DERS. : Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie. GA 121, S. 203.
[29] Vgl. PETER SELG/MARC DESAULES : Ökonomie der Brüderlichkeit. Zur Aktualität der sozialen Dreigliederung. Arlesheim 2016.
[30] Vgl. TED A. VAN BAARDA (HG.) : Anthroposophie und der Rassismus-Vorwürfe. Der Bericht der Niederländischen Untersuchungskommission «Anthroposophie und die Frage der Rassen». Frankfurt a. M. 5 2009.
[31] Ebd. S. 347.
[32] Ebd., S. 312.
[33] Ebd., S. 352.
[34] ROBERT ROSE : Evolution, Rasse und die Suche nach einer globalen Ethik. Eine Antwort auf die Kritiker der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik. Berlin 2016, S. 31.
[35] www.anthroposophie-gegen-rassismus.de (im Aufbau)
[36] Vgl. u. a. PETER SELG : Die Identität der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Arlesheim 2012.
[37] Vgl. hierzu zuletzt ULRICH KAISER : Der Erzähler Rudolf Steiner. Studien zur Hermeneutik der Anthroposophie. Frankfurt 2020.
[38] Vgl. « Was will die Freie Hochschule des Goetheanum ? ». In : UELI HURTER/JUSTUS WITTICH : Perspektiven und Initiativen zur Coronazeit. Dornach 2020, S. 9 ff.
[39] RUDOLF STEINER : Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. GA 260 a. Dornach 1987, S. 48
[40] Vgl. zuletzt LORENZO RAVAGLI : Selbsterkenntnis in der Geschichte. Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert. Band 1. Von den Anfängen bis zur zweiten großen Sezession 1875 – 1952. Glücksburg 2020.
[41] RUDOLF STEINER : Anthroposophie, ihre Erkenntniswurzeln und Lebensfrüchte. GA 78. Dornach 3 1986, S. 150.